Indem der Schwerpunkt des Lebens aus der Erkenntnis in den Willen, aus dem Logos in das Ethos überging, wurde das Leben immer haltloser. Es wurde vom Menschen verlangt, daß er in sich selber stehe. Das kann aber nur ein Wille, der wirklich schöpferisch im unbedingten Sinn des Wortes ist, und das ist nur der göttliche. So wird dem Menschen eine Haltung zugemutet, die voraussetzt, er sei Gott. Und da er das nicht ist, kommt in sein Wesen ein selicher Kampf, eine Gebärde machtloser Gewaltsamkeit, die manchmal tragisch bei kleineren Geistern aber seltsam, ja lächerlich wirkt. Diese Einstellung ist schuld, daß der heutige Mensch so sehr einem Blinden gleicht, der im Dunkeln tappt; denn die Grundkraft, auf die er sein Leben gestellt hat, der Wille, ist blind. Der Wille kann wollen, handeln und schaffen, aber nicht sehen. Daraus kommt auch all die Friedlosigkeit die nirgendwo Ruhe findet. Nichts bleibt, alles verändert sich, und das Leben ist ein beständiges Werden, ein beständiges Streben, Suchen und Wandern.
Uit Vom Geist der Liturgie, 1953.
Een portret van Guardini door de Bayerischer Rundfunk kunt u hieronder bekijken. (Duur 29 minuten.)